Harzer Fuchs

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Ein Schlag der Altdeutschen Hütehunde

Der Harzer Fuchs ist einer der Schläge der „Altdeutschen Hütehunde“. Hierbei handelt es sich um einen Oberbegriff für verschiedene Schläge mit unterschiedlichem Äußeren und unterschiedlichen Eigenschaften. 

Der Ursprung der Altdeutschen Hütehunde wird im Mittelalter vermutet. Der Beginn des Wanderhirtentums und des Hütewesens bedingte die Zucht von Hunden, die Herden von Kühen, Schafen und Schweinen treiben, aber auch beschützen sollten. Maßgeblich für die Zucht dieser Hunde waren und sind gebrauchsbezogene Aspekte und keine äußerlichen Merkmale. Durch die züchterische Auswahl der Viehhirten und Schäfer bildeten sich verschiedene lokale und regionale Varianten aus, die jeweils Spezialisten auf dem Gebiet der dort zu hütenden Vieharten waren. Einige Namen und Bezeichnungen verweisen auf die regionalen Vorkommen: Harzer Fuchs, Siegerländer Kuhhund oder Süddeutscher Schwarzer. Es wird auch heute noch abgelehnt, diese Schläge als Rassen zu bezeichnen. Für sie existiert kein Rassestandard in dem Sinne, den die heutige Rassehundezucht versteht. Sie sind somit auch nicht vom VDH oder der FCI anerkannt, was aber auch nicht angestrebt wird. Die Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde (AAH) hat sich zur Aufgabe gemacht, die Zucht und die Haltung dieser zum Teil vom Aussterben bedrohten Hütehundschläge – die letztlich Kulturgut sind – zu fördern. 

Altdeutscher Fuchs / Harzer Fuchs

Die „Füchse“ sind Altdeutsche Hütehunde mit rotem oder rot-braunem Fell. Sie können auch weiße Abzeichen auf Brust und Pfoten, schwarze Masken oder Decken haben. Das Fell und der Körperbau sind an die jeweiligen landschaftlichen Besonderheiten und den Einsatzbereich der Hunde angepasst. Füchse sind in der Regel passionierte, schnelle und unermüdliche Arbeiter. 

Der Harzer Fuchs ist im Laufe der Jahre, und nicht zuletzt durch das Engagement einiger privater Zuchtstätten, immer bekannter geworden. Die Hunde, die ursprünglich für das Hüten und Treiben von Rinderherden, dem Harzer Rotvieh, eingesetzt wurden, sind mittlerweile wieder häufiger anzutreffen. Von den Schäfer:innen werden die Exemplare, die tatsächlich im Harz arbeiten oder deren Vorfahren aus der Region stammen, als Harzer Füchse bezeichnet. Die übrigen roten und rot-braunen Hütehunde werden von ihnen Füchse oder Altdeutsche Füchse genannt. 

Aussehen: Trend ohne Vorschriften

Es handelt sich beim Harzer Fuchs um einen schlanken, gut proportionierten Hund mit muskulösem, annähernd quadratischem Körperbau. Das meist langstockhaarige Fell hat weiche Unterwolle und ist im Hals- und Brustbereich sowie an den Läufen besonders dicht und lang. Der Harzer Fuchs ist damit ausgesprochen wetterfest. Die Hunde erreichen eine Widerristhöhe von ca. 55 cm. Der Körperbau ist feiner als bei den süddeutschen Schlägen. Der Schädel ist nicht zu breit mit einem ausgeprägten Stop. Die Ohren sind mittelgroß und nicht zu eng angesetzt. Es handelt sich meist um Stehohren, wobei auch Kippohren möglich sind. Der Nasenschwamm ist meist schwarz, die Lefzen sind dunkel pigmentiert. Die dunklen bis hell bernsteinfarbenen Augen sind rund bis leicht mandelförmig. Der Rücken ist gerade. Die Rute ist lang, leicht geschwungen und dicht und lang behaart.

Robust und gesund

Die drei Farbschläge der Mitteldeutschen Hütehunde (Gelbbacke, Schwarzer und Fuchs) dürfen untereinander verpaart werden. Sie können sogar gemeinsam innerhalb eines Wurfes auftreten. Rein äußerlich ist hier eine große Vielfalt möglich. Denn wie beschrieben sind bei der Zuchtauswahl Arbeitsleistung, Wesen und Gesundheit viel entscheidender. Ein Vorgehen, bei dem es nicht um die bevorzugten Äußerlichkeiten von Menschen geht, und von dem die moderne Rassehundezucht sich durchaus noch viel abgucken dürfte. 

Ein Hund nur für den Arbeitseinsatz? 

Der Harzer Fuchs ist sicherlich in erster Linie ein Arbeitshund, der seine Hüteaufgabe braucht und in den Händen von Schäfer:innen bestens aufgehoben ist. In „Privathänden“ gehalten, sollte klar sein, dass der Hütehund alternative Aufgaben braucht und sowohl geistig als auch körperlich seinen Anlagen entsprechend ausgelastet werden muss. Denn beim arbeitswilligen Hütehund, der unausgelastet und ggf. auch noch unerzogen ist, sind Verhaltensauffälligkeiten definitiv vorprogrammiert. In Bezug auf Autos, Jogger, Fahrradfahrer, Kinder und alles andere, was sich unkontrolliert oder dynamisch bewegt, könnte sich beispielsweise ein fehlgeleitetes Hüte- bzw. Jagdverhalten entwickeln. Beschäftigungsformen wie Agility, Hoopers Agility, Distanztraining, Treibball, aber auch komplexes Apportieren oder Rettungshundearbeit bieten sich etwa zur artgerechten Auslastung an. Da der Harzer Fuchs zu besonderer Wachsamkeit, Reserviertheit Fremden gegenüber und ausgeprägter territorialer Motivation neigt, helfen ihm konsequente Regeln und Strukturen, um zu verstehen, dass er im Privathaushalt niemanden beschützen muss. Als Privathund in Familien mit kleinen Kindern ist der Harzer Fuchs ungeeignet.